Was nützt die Wissenschaft der Politik?

Diskussion und Infoabend am Donnerstag, 18.3.2010

Politikberatung boomt, aber wie können wissenschaftliche Ergebnisse besser für die Planung und Bewertung politischer Maßnahmen nutzbar gemacht werden?

Ohne Politikberatung geht nichts mehr. Laut Daten des Foreign Policy Research Institute (FPRI) hat sich die Zahl der Think Tanks in Europa in den letzten Jahren auf über 1.200 Einrichtungen vervielfacht. Gemeint sind damit Forschungseinrichtungen, die Studien und Analysen für EntscheidungsträgerInnen bereitstellen. Es stellt sich die Frage, wie dieses Potential an Wissen besser für Politikgestaltung genutzt werden kann, sagt SORA-Geschäftsführer Günther Ogris. Innovative Antworten finden wir derzeit im Konzept der evidence based policy.
Von den USA über Großbritannien nach Europa

Zuerst in der Gesundheitspolitik der USA etabliert, wurde evidence based policy unter Tony Blair in Großbritannien stark gemacht und führte zu neuen Investitionen in sozialwissenschaftliche Forschung. Politische Regulierung sollte durch die selbstverständliche Einbeziehung wissenschaftlicher Fakten und Empfehlungen sowohl in der Politikentwicklung als auch in Monitoring und Evaluation verbessert werden, erläutert Ogris.

Ein aktuelles Beispiel für dieses Konzept sind die bekannten PISA-Studien: Sie machen die Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen messbar und international vergleichbar und stellen damit eine rationale Grundlage für politische Reformen bereit.
Vielfalt von ExpertInnen und Stakeholdern gefragt

Der regelmäßige Streit um die PISA-Ergebnisse zeigt, was Verwaltungen nicht zuletzt seit dem BSE-Skandal zu berücksichtigen gelernt haben: Wissenschaftliche Expertise ist keineswegs unfehlbar. Der Rückgriff auf eine Pluralität von Expertenmeinungen und die Konsultation von Stakeholdern werden daher auf EU-Ebene zunehmend gefördert. Anette Scoppetta vom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) betont dies für ihren Tätigkeitsbereich der europäischen Strukturfonds. Politikgestaltung könne durch die Kooperation von Verwaltungen und Stakeholdern unterschiedlicher Ebenen und über verschiedene Politikbereiche hinweg kohärenter und effizienter werden.
Trends in Österreich

Auch in Österreich wird Evidenzbasierung in zahlreichen Politikbereichen ausgebaut etwa durch einen Indikatorenkatalog zur Messung von Armut und sozialer Ausgrenzung als Grundlage für sozialpolitische Maßnahmen. SORA-Mitarbeiter Steve Schwarzer: Die österreichische Armutsberichterstattung wird in einem breiten Dialog von Forschung, Verwaltung und Stakeholdern aus der Praxis entwickelt. Dieser Dialog ist eminent wichtig, wenn Forschung praxisrelevant sein soll anstatt in der berühmten Schublade zu landen.

Weitere Infos zu den Vortragenden:

* Dr. Erich Fröschl (langjähriger Direktor des Renner-Instituts, Mitherausgeber von Politikberatung: zwischen Affirmation und Kritik)
* DI Anette Scopetta (ZSI, Leiterin des Bereichs "Arbeit und Chancengleichheit")
* Günther Ogris, MA (SORA, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter)
* Steve Schwarzer, M.A. (SORA, wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Video 1 zum Programm der ersten Woche:

Video zu den Workshops

Annette Scoppetta zur SOQUA Summer School 2010: